Kopfschmerzdiagnostik und -behandlung

Das Erstgespräch

Die Internationale Kopfschmerzklassifikation (ICHD-3) unterscheidet über 250 verschiedene Kopf- und Gesichtsschmerzarten. Um festzustellen, an welchem Kopfschmerzsyndrom Sie leiden, bedarf es einer sorgfältigen Diagnostik. Hierfür steht das persönliche und ausführliche Gespräch mit Ihnen im Mittelpunkt. Dabei ist es uns wichtig, neben den eigentlichen Schmerzen auch zu verstehen, wie Sie mit diesen umgehen, welche weiteren Erkrankungen bestehen und welche Faktoren aus Ihrem sozialen und beruflichen Umfeld die Kopfschmerzen beeinflussen. Hierfür werden wir uns ausreichend Zeit nehmen. Im Anschluss erfolgt bei der Erstvorstellung eine körperliche Untersuchung.

In den meisten Fällen kann dann bereits eine Diagnose gestellt werden. Weiterführende Diagnostik, z. B. mittels MRT des Kopfes, Laboruntersuchungen oder Ultraschall der Gefäße, ist nur bei bestimmten Kopfschmerzarten wie beim Clusterkopfschmerz notwendig, oder wenn der Verdacht besteht, dass die Kopfschmerzen durch eine andere Erkrankung verursacht werden.

Anschließend besprechen wir mit Ihnen, wie wir die Schmerzen bewerten, ob weitere Diagnostik notwendig ist und wie die ersten Behandlungsschritte aussehen.


Kopfschmerzdiagnosen

Migräne

Migräne ist die häufigste Kopfschmerzerkrankung, die zu so starken Schmerzen führt, dass Patienten ärztliche Behandlung aufsuchen. Häufig sind weitere Personen in der Familie betroffen. Frauen leiden häufiger als Männer unter Migräne. Die Migräne kann bereits im Kindesalter beginnen und ihre Erscheinungsform Laufe des Lebens verändern. Häufig sind die Kopfschmerzen einseitig, meist pochend, regelhaft gehen Sie mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit einher, zusätzlich kann es zu Geruchsempfindlichkeit kommen. Typisch für die Migräne ist, dass die Betroffenen ein Ruhe- und Rückzugsbedürfnis haben, bei körperlicher Anstrengung nehmen die Kopfschmerzen zu und gehen in ein Pochen über. Übelkeit, bei vielen auch Erbrechen, sind typische weitere Begleitsymptome. Migräneanfälle können zwischen einigen Stunden und mehrere Tage andauern. Häufig ist die Übelkeit besonders dann problematisch, wenn es zu starken Anfällen kommt oder der Patient bereits mit der Kopfschmerzattacke aus dem Schlaf heraus erwacht und dann ganz besonders auf eine zuverlässige Akutmedikation angewiesen ist.

In der Behandlung der Migräne wird die Therapie akuter Kopfschmerzattacken von der vorbeugenden Behandlung unterschieden. Die Therapie der akuten Migräneanfälle hat das Ziel, Schmerzen und Begleitsymptome rasch zu beseitigen. Zur Akutbehandlung kommen Schmerzmittel (Analgetika und NSAR) sowie Triptane als Tablette, Schmelztablette, Nasenspray oder zur Injektion mit einem Pen infrage. Mit der prophylaktischen Behandlung soll die Häufigkeit und Schwere der Migräneattacken verringert werden. Die Basisbehandlung besteht aus einer ausführlichen Aufklärung und Schulung ergänzt durch Informationen zur Lebensstilveränderung und dem Erlernen eines Entspannungsverfahrens sowie Ausdauersport. Tritt die Migräne häufig auf und der Leidensdruck ist hoch, werden vorbeugenden Medikamente zur Behandlung eingesetzt. Hierzu zählen Nahrungsergänzungsmittel, Betablocker, Antidepressiva, Kalziumantagonisten, Botulinumtoxin und monoklonale Antikörper. Die Auswahl des für Ihre Erkrankung passenden Prophylaktikums erfordert große Erfahrung. Selbstverständlich sind wir bei Rückfragen und Nebenwirkungen für Sie erreichbar, stellen die Therapie wenn notwendig auch um. In der Migräneprophylaxe machen sich Patienten und Arzt auf einen gemeinsamen Weg.

Clusterkopfschmerz

Clusterkopfschmerzen gehen mit sehr starken, einseitigen Schmerzen einher, meist kommt es begleitend zu Rötung und zum Tränen des Auges, häufig zur verstopften Nase oder zum Naselaufen. Ein Bewegungsdrang in der Attacke ist ganz typisch für die Erkrankung. Die Attacken dauern zwischen 15 und 180 Minuten an und können mehrfach am Tag auftreten. Typisch ist das Auftreten von Clusterattacken in Krankheitsepisoden, die häufig etwa 8 Wochen andauern (episodischer Clusterkopfschmerz). Ein kleinerer Teil der Betroffenen leidet ganzjährig unter Clusterkopfschmerzen (chronischer Clusterkopfschmerz). Auch beim Clusterkopfschmerz werden Akuttherapie und Prophylaxe unterschieden.

 

Zur Akuttherapie wird Sauerstoffinhalation über eine geschlossene Mundnasenmaske eingesetzt, die Anwendung zeigen wir Ihnen im Zentrum. Außerdem können Triptan-Nasensprays oder Triptan- Injektionen mittels eines Pens durch den Patienten selbst zur Anwendung kommen. Auch hierfür leiten wir Sie an.

 

Zur Prophylaxe kommen Verapamil, Lithium und weitere Medikamente infrage, die EKG- und Laborkontrollen erforderlich machen. Die notwendigen Kontrolluntersuchungen nehmen wir selbst oder in Abstimmung mit Ihrem Hausarzt vor.

Paroxysmale Hemikranie

Ähnlich wie beim Clusterkopfschmerz kommt es zu Kopfschmerzattacken, die mehrfach am Tag auftreten und mit Naselaufen, Augentränen oder einer Rötung des Auges einhergehen. Die Attacken sind jedoch mit 2 bis 30 Minuten deutlich kürzer, deshalb ist auch keine Akuttherapie verfügbar, jedoch meist eine gut wirksame vorbeugende Behandlung.

SUNCT- und SUNA-Syndrom

Hierbei handelt es sich um die beiden trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen mit den kürzesten Attacken, sie können mit einer Trigeminusneuralgie verwechselt werden. Auch hier ist eine sorgfältige Diagnostik notwendig, bevor wir Ihnen einen medikamentösen Behandlungsvorschlag machen.

Hemicrania continua

Bei der Hemicrania continua besteht ein einseitiger Kopfschmerz mit Zeichen der Aktivierung des autonomen Nervensystems (z. B. Augentränen, Naselaufen, Rötung des Auges). An die Diagnostik schließt sich ein Indometacinversuch an.

Trigeminusneuralgie

Bei der Trigeminusneuralgie kommt es zu elektrisierend einschießenden Schmerzen im Gesicht, meist entlang eines oder zweier benachbarter Äste des Gesichtsnerven. Die Attacken können auch in Serien hintereinander auftreten. Typischerweise treten sie spontan ohne Anlass auf oder werden durch Kauen, Sprechen, Haare kämmen oder einen kalten Luftzug ausgelöst. Diese sehr schmerzhafte Erkrankung betrifft Frauen häufiger als Männer, meist tritt sie erst im höheren Lebensalert auf, aber auch (selten) Kinder können schon betroffen sein. Eine sehr sorgfältige Diagnostik mitttels MRT ist notwendig, um andere Erkrankungen nicht zu übersehen. Häufig ist auch eine Röntgenübersichtsaufnahme des Ober- und Unterkiefers notwendig (Orthopantomgogramm, OPG). Wir werden Sie klinisch sorgfältig untersuchen und die notwendige Zusatzdiagnostik veranlassen sowie die Therapie mit unterschiedlichen Medikamenten beginnen. Wenn nötig, beraten wir Sie auch zu den Möglichkeiten einer operativen Behandlung und überweisen Sie an ein erfahrenes operatives Zentrum.

Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz (atypischer Gesichtsschmerz)

Quälende, meist ständig vorhandene Schmerzen einer Gesichtshälfte, die mit einer hohen Beeinträchtigung einhergehen und durchgehend vorhanden sind, sind Kennzeichen dieses Krankheitsbildes, das Frauen häufiger betrifft als Männer. Meist beginnt es mit zahnärztlichen Behandlungen oder kann durch diese verstärkt werden. Auch dieses langwierige Krankheitsbild kann man erfolgreich behandeln, wir begleiten Sie auf Ihrem Weg.

Posttraumatische Kopfschmerzen

Ein Schädeltrauma kann vorbestehende Kopfschmerzen deutlich verstärken oder chronifizieren, auch können nach einem Trauma erstmals Kopf- oder Gesichtsschmerzen auftreten. Diese Beschwerden sind besonders hartnäckig, hier können Sie von unserer langjährigen Erfahrung in der interdisziplinären Therapie profitieren.

Therapierefraktäre Kopf- und Gesichtsschmerzen

Wenn Sie schon bei zahlreichen Ärzten oder auch in Kliniken waren, lassen Sie sich nicht entmutigen, holen Sie eine Zweitmeinung in unserem Zentrum ein. Häufig wurde „schon viel probiert“, aber die Diagnose ist nicht korrekt oder ein Therapieansatz wurde nicht konsequent weiterverfolgt,

Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter

Kopfschmerzerkrankungen beginnen häufig schon im Kindesalter oder um die Pubertät herum, als Schmerztherapeuten sind wir mit den Besonderheiten der Diagnosestellung, der notwendigen Diagnostik, der Akuttherapie und der vorbeugenden Behandlung erfahren. Intensiv arbeiten wir hierbei auch mit Kinder- und Jugendärzten zusammen.

In diesem Artikel können Sie sich weiter zu „Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter“  informieren.