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Kopfschmerzen oder Migräne: Wie man den Unterschied erkennt


Experte erklärt Unterschiede
Habe ich Migräne oder nur "normale" Kopfschmerzen?

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 21.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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Migräneattacke-Illustration: Bei einer Migräneattacke haben Betroffene oft das Gefühl, ein "Gewitter im Kopf" zu haben. Symptome wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und stark pulsierende Schmerzen sind typisch.Vergrößern des Bildes
Bei einer Migräneattacke haben Betroffene oft das Gefühl, ein "Gewitter im Kopf" zu haben. Symptome wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und stark pulsierende Schmerzen sind typisch. (Quelle: peterschreiber.media/getty-images-bilder)

Kopfschmerzen können in unterschiedlichen Formen auftreten. Oft sind sie schwer erkennbar. An diesen Symptomen erkennen Sie, ob eine Migräne vorliegt.

Wenn plötzlich heftige Kopfschmerzattacken auftreten, denken viele zuerst an Migräne. Doch nicht immer ist diese Selbstdiagnose richtig. Denn es gibt viele Arten von Kopfschmerzen, die sich in ihren Symptomen teilweise stark ähneln. Für den Laien ist es daher oft schwer erkennbar, um welche Form von Kopfschmerz es sich handelt.

Experten unterscheiden über 200 verschiedene Kopfschmerzarten. Am häufigsten lassen Spannungskopfschmerzen und Migräne den Kopf brummen. Während Spannungskopfschmerzen oft durch Stress ausgelöst werden und meist rasch wieder abklingen, handelt es sich bei Migräne um ein Krankheitsbild, das Betroffene in ihrem Leben stark einschränken kann.

Spannungskopfschmerzen sind häufigste Kopfschmerzart

Kopfschmerzen kennt wohl jeder: Oft plagt ein dumpfer, drückender oder ziehender Schmerz, der sich wie eine Haube um den Kopf legt. Bei diesem Beschwerdebild handelt es sich um Spannungskopfschmerzen. Der Spannungskopfschmerz ist in der Bevölkerung der häufigste Kopfschmerz. Nahezu jeder Mensch kennt ihn. Die zweithäufigste Kopfschmerzform ist die Migräne.

"Bei Spannungskopfschmerzen geht man von Lebenszeitprävalenzen von etwa 80 Prozent aus. Das bedeutet aber nicht, dass alle diese Menschen unter den Kopfschmerzen leiden. Sehr viele haben nur gelegentlich einen Spannungskopfschmerz, mit dem sie gut zurechtkommen", erklärt Dr. Charly Gaul, Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). "Die Migräne hingegen ist die häufigste Kopfschmerzerkrankung, die zum Arzt führt. Betroffen sind etwa 15 bis 20 Prozent aller Frauen sowie fünf bis acht Prozent aller Männer in Deutschland."

Spannungskopfschmerz oder Migräne?

Beide Kopfschmerzarten unterscheiden sich in ihrem Schmerzbild. Betroffene von Spannungskopfschmerzen haben oft das Gefühl, eine "Schraubzwinge" um den Kopf zu haben. Der Kopfschmerz wird als leicht bis mittelstark und dumpf-drückend beschrieben. Meist schmerzt der gesamte Kopf. "Spannungskopfschmerzen können zwischen 30 Minuten und bis zu sieben Tagen anhalten. Ein kleiner Teil der Betroffenen leidet unter einem chronischen Spannungskopfschmerz, das heißt die Kopfschmerzen bestehen nahezu täglich", sagt Gaul.

Migränepatienten hingegen stufen die Schmerzintensität als mittelstark bis stark ein. Sie beschreiben einen pochenden, pulsieren oder hämmernden Schmerz, wie durch einen "Presslufthammer" verursacht. Der Migräne-Kopfschmerz tritt in der Regel einseitig auf – meist im vorderen Kopfbereich. "Die Migräne ist durch Schmerzattacken gekennzeichnet, die mehrere Stunden und bis zu drei Tage anhalten können", sagt der Kopfschmerzexperte. Migräne kann bereits im Kindesalter auftreten und bis ins hohe Alter bestehen.

Typische Auslöser beider Kopfschmerzarten

Stress ist sowohl bei Spannungskopfschmerzen als auch bei Migräne ein häufiger Auslöser. Spannungskopfschmerzen können außerdem durch stickige Luft, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Schlafmangel, muskuläre Verspannungen oder eine Überanstrengung der Augen – etwa durch lange Bildschirmarbeit – verursacht sein.

Bei Migräne gilt eine genetische Veranlagung als Ursache gesichert. Für Migräneattacken werden sowohl entzündliche als auch durchblutungsbedingte Krankheitsmechanismen verantwortlich gemacht. Auf Grundlage dieser Veranlagung lösen bestimmte Reize, sogenannte Trigger, Migräneattacken aus. Manche Migräneattacken kommen auch aus heiterem Himmel ohne erkenntlichen Auslöser. Zu den möglichen Migräne-Triggern gehören laut dem Kopfschmerzexperten unter anderem:

  • bei Frauen hormonelle Einflüsse wie die Regelblutung
  • Stress und besonders Stressabfall
  • Auslassen von Mahlzeiten (Fasten)
  • Genuss von Alkohol
  • Schlafunregelmäßigkeiten
  • Wechselschichtdienst
  • Wetterfühligkeit
  • einige Nahrungsmittel, etwa glutamathaltige Lebensmittel

Diese Begleitsymptome sind typisch

Die häufigste Verlaufsform von Spannungskopfschmerzen ist das gelegentliche (episodische) Auftreten. Das bedeutet: Der Spannungskopfschmerz tritt an weniger als zwölf Tagen im Jahr auf und dauert zwischen 30 Minuten und sieben Tagen. Spannungskopfschmerzen sind zwar unangenehm, schränken die Betroffenen aber nicht stärker in ihrem Alltag ein. Spannungskopfschmerzen sind in der Regel nicht von weiteren belastenden Symptomen begleitet.

Bei Migräne können die Kopfschmerzattacken so intensiv sein, dass Betroffene "flach liegen". Sie können nicht mehr am Alltag teilnehmen. Sie suchen Ruhe und Dunkelheit und legen sich ins Bett. Oft klagen Migränepatienten über eine verstärkte Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Geruchsempfindlichkeit. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen, ebenso Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen. Ein weiterer Migränebegleiter ist die sogenannte Aura. Diese tritt in der Regel vor einer Migräneattacke auf und ist gekennzeichnet durch Sehstörungen, Lichtblitze, Sehfeldausfälle, Wortfindungsstörungen, Missempfindungen der Haut und Schwindel. "Beim Abklingen der Aura beginnt der Migräne-Kopfschmerz", erklärt Gaul.

Was hilft bei Spannungskopfschmerzen und Migräne?

In vielen Fällen hilft ein Spaziergang an der frischen Luft, eine Tasse Kaffee (Koffein) oder ein großes Glas Wasser, den Spannungsschmerz zu lindern. Mit der Verwendung von Pfefferminzöl – in kleiner Menge auf die Schläfen aufgetragen – haben viele Spannungskopfschmerz-Betroffene ebenfalls gute Erfahrungen gemacht. Lindert das den Schmerz nicht, kann bei starken Spannungskopfschmerzen die Einnahme eines Schmerzmittels in Betracht gezogen werden, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Paracetamol. Wichtig: Schmerzmittel sollten nicht öfter als an zehn Tagen im Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander eingenommen werden. Eine zu häufige Schmerzmitteleinnahme kann Kopfschmerzen verursachen. Es handelt sich dann um einen Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch.

Migräne-Betroffenen tun vor allem Ruhe, Dunkelheit und Schlaf gut. Körperliche Bewegung kann die Kopfschmerzen verschlimmern. "Es ist typisch für die Migräne, dass der Kopfschmerz bei körperlicher Aktivität zunimmt. Die Ursachen für diese Reaktion des Gehirns auf körperliche Aktivität ist nicht geklärt", sagt Gaul. "Bewegung und Sport als ausgleichende Maßnahme, um Kopfschmerzen vorzubeugen und die Häufigkeit zu verringern, ist sowohl bei episodischen und chronischen Spannungskopfschmerzen als auch bei Migräne gut wirksam. Die sportliche Aktivität sollte dann regelmäßig erfolgen und der Trainingsaufbau muss an die körperliche Fitness angepasst sein."

(Quelle: Privat)


Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul ist Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). Der zertifizierte DMKG Kopf- und Gesichtsschmerzexperte sowie Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie ist am Kopfschmerzzentrum Frankfurt am Main tätig.

Migräneattacken: "Gewitter im Kopf" verhindern

Die Vermeidung von bekannten Triggern ist bei Migräne eine wichtige vorbeugende Maßnahme, damit das "Gewitter im Kopf" nicht so häufig auftritt. Die Betroffenen wissen meist, welche Faktoren einen Migräneanfall provozieren. Die medikamentöse Migränebehandlung wiederum setzt sich zusammen aus der medikamentösen Akuttherapie und der medikamentösen Vorbeugung von Migräneattacken. Bei leichten Migräneattacken helfen meist nicht-steroidale Antirheumatika, kurz NSAR, wie Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure oder Naproxen. In schwereren Fällen wird ein Triptan (Migränemittel) gegeben. Häufig werden zusätzlich Präparate gegen die Übelkeit während der Schmerzattacke eingenommen. Auch nehmen viele Betroffene Medikamente, die dabei helfen sollen, die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken zu reduzieren. Auch helfen sie, der Entstehung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes vorzubeugen.

Wann mit Kopfschmerzen zum Arzt?

Betroffene mit Kopfschmerzen sollten immer dann zum Arzt gehen, wenn plötzlich extrem starke Kopfschmerzen auftreten, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen, eine Kopfverletzung vorausgegangen ist, Nackensteifigkeit, Fieber, Sehprobleme und Sehstörungen hinzukommen oder wenn die Kopfschmerzattacken in regelmäßigen Abständen wiederkehren. "Auch Verwirrtheit, Benommenheit und Bewusstseinstrübung im Zusammenhang mit Kopfschmerzen sind ein Warnsignal, das ärztlich abgeklärt werden sollte", sagt Gaul.

Achtung Schlaganfall

Plötzlich auftretende und ungewohnt starke Kopfschmerzen können mit einem Schlaganfall in Zusammenhang stehen. Um rasch Hinweise auf einen Schlaganfall zu bekommen, haben Mediziner den FAST-Test entwickelt:

Face (Gesicht): Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist im Gesicht eine Halbseitenlähmung erkennbar? Oft hängt ein Mundwinkel herab. Der oder die Betroffene kann seine Mimik nicht mehr steuern.

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Arms (Arme): Bitten Sie die betroffene Person die Arme mit den Handflächen nach oben gedreht nach vorne auszustrecken. Aufgrund der Halbseitenlähmung kann der oder die Betroffene nicht mehr beide Arme heben.

Speech (Sprache): Bitten Sie die betroffene Person einen einfachen Satz nachzusprechen. Die Sprache ist meist verwaschen. Der oder die Betroffene kann nicht mehr gut sprechen.

Time (Zeit): Hat er oder sie mit einer oder mehreren dieser Aufgaben Schwierigkeiten, besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall. Jetzt zählt jede Sekunde. Wählen Sie rasch den Notruf 112.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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